InUganda

Alltagsgeschehen 15.11.

Einfaches, schmales Bett in einem kleinen Zimmer. Braun rote Fußboden, gelb grüne Wand. Auf dem Bet ist das Bettzeug zusammengefaltet und eine Plüschgiraffe zu sehen. Über dem Bett ist ein Moskitonetz gespannt.

Ich kann nicht schlafen. Irgendwo direkt neben mir summt es unerträglich laut, kurz warte ich ab, dann lass ich mit einer geübten Bewegung meiner Hand das Summen verstummen. Die Mücke, die eben noch zwischen Moskitonetz und Wand gefangen war ist verstummt. In fünf Minuten ist die nächste da. Aber dann bin ich eingeschlafen.

Neben mir gibt mein Telefon eine immer gleiche Tonabfolge von sich, mein Wecker meldet sich so wie jeden morgen um kurz nach sieben. Verschlafen absolviere ich meine Routine, schmeiß ein Brot in den neuen Toaster und schwing mich auf mein Rad, das Toast noch nicht ganz aufgegessen. Kurz bevor ich im Büro ankomme halte ich kurz und kauf für 100 Shilling Samosas, die Tüte rutscht in meine Tasche und ich fahr die letzten Meter zum Büro. 

Heute sind nicht viele Kollegen da, die Begrüßung dauert nur 10 Minuten.  Und dann sitz ich an meinem Schreibtisch. Den Rechner vor mir, gerade hab ich die Verbindung zum Internet aufgebaut, da wird es verräterisch still. Der Strom ist weg. Das WLAN funktioniert in der Folge nicht. Ich frage meinen Kollegen ob es andere Aufgaben gibt, er überlegt kurz und verneint. Ich habe keine Ahnung wie lange der Strom wegbleibt, kurzerhand zieh ich meine Lugbarar Lernzettel aus der Tasche und wiederhole Vokabeln.

Nach einer Stunde ist der Strom noch immer weg. Dafür bringt meine Kollegin Evelin ein Tablett mit Bechern voller Tee und Süßkartoffeln. Aus meiner Tasche zieh ich das Tütchen mit Samosas und lege sie dazu. Der Tee wird verteilt und es entsteht ein Stimmengewirre aus Lugbara und Englisch. Immer wieder geht meine Kollegin sicher das ich auch ja meinen Tee trinke und etwas Escort esse. Dann höre ich das surren des Computers vor mir. Der Strom ist wieder da. Erneut verbinde ich mich mit dem WLAN, dann versuch ich den Aufbau der Website zu verstehen und fluche über fehlende Informationen. Bis zum Mittagessen hab ich zwar eine Liste mit Sachen die ich fragen möchte, aber so wirklich weiter gekommen bin ich nicht.

Dankbar hol ich mir bei unserer wundervollen Köchin einen Teller mit Reis, Gemüse und etwas Ei ab. Gegessen wird im Schatten des Haupthauses, zwei Kolleginnen stillen ihre Babys die vorbeigebracht wurden, aus einem Handy schallen Nachrichten. Munter plappern alle durcheinander. Als ich aufstehe kommt die entsetze Frage ob ich denn nicht mehr Esse. „Nein, nein, ich bin satt“ Eigentlich möchte ich jetzt endlich die Website verstehen, aber ein Kollege fährt in die Stadt um Material für ein Projekt zu kaufen, ob ich mit fahren kann. Nach 10 Minuten sitz ich hinten auf dem Motorrad. Es dauert nur einige Umwege bis wir im Buchladen stehen. Die Schulbücher die wir kaufen sollen sind zu teuer. Lange vergleichen wir die Bücher und entscheiden uns dann für eine Auswahl.

Noch eine Stunde bis offiziell Feierabend ist. Meine Kollegin aus der Finanzabteilung bringt mir einige Formulare die ich ausfüllen muss, anschließend brauche ich die Unterschriften von meiner Vorgesetzten und unserem Executive Director. Das faszinierende ist jedoch für alle mein Kugelschreiber. Ein Kollege lässt verlauten das dies der Unterschied zwischen einem Entwicklungsland ist und einem nicht Entwicklungsland. Mühsam erkläre ich das nicht alle deutschen Kugelschreiber so aussehen und das es sich bei dem Aufdruck Faber Castell keineswegs um Werbung handelt. Am Ende schwatzt mir meine Kollegin meinen alten Ersatztkuli ab. Nur ausgeliehen. Aber er schreibt so toll. Ich sitz wieder an meinem Schreibtisch, füll den Report aus der aufeinmal schon morgen fertig sein muss.  Ein Blick auf die Uhr zeigt das es irgendwie schon wieder sechs ist. Um fünf war Feierabend. Ich pack meine Sachen zusammen, auf dem Rückweg hol ich nochmal ein paar Samosas zum Abendbrot.

An dem kleinen Kiosk bei uns um die Ecke kauf ich dann Strom, der war gestern nämlich irgendwie schon wieder alle und Abends dann alles dunkel bei uns im Haus. Endlich zu Hause landet die Bürokleidung im Regal und ich spring regelrecht in meine Sporthose. Natürlich nicht zum Sport. Mit meinem Abendbrot und dem aktuellen Buch (Lesetipp: Clothing Poverty) sitz ich noch eine Stunde auf der Veranda. Dann wird es dunkel, die Mücken kommen raus. Im Bett liest es sich auch gut, der Strom ist wieder da und ich habe Licht.

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    3. Februar 2020 at 22:58 Reply
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